Das folgende Gedicht stammt aus meiner Anfangszeit in Wien.
Nach meinem Schulabschluss in Tamsweg, im wunderschönen Lungau in den Salzburger Bergen, hatte es mich Mitte der Neunziger Jahre frisch nach der Matura ausbildungstechnisch nach Wien auf die Akademie der Bildenden Künste katapultiert und zeitgleich wohntechnisch ins tiefste Ottakring –
Und ebendort gab es ein “Beisl ums Eck”, ein etwas zwielichtiges Lokal das ob der exponierten Lage die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus verschiedensten Gesellschaftsschichten im Repertoire hatte – es hatte sich mir als eine Fundgrube eröffnet, immer wieder zu bestimmten Tageszeiten vorbeizuschauen und bei einer “Melange” und einer Alibizeitung vor der Nase den typischen Wiener zu studieren –
Mit Abstand den interessantesten, für mich als “Gscheade” fast schon exotischen Part übernahm hier der sogenannte Stammtisch – hier wurde freitags Karten gespielt, hier gab es einen Sparverein, einen Dartsautomaten und eine Musicbox, hier trafen sich die Hackler kurz nach Feierabend und manchmal auch schon viel früher, hier wurde debattiert gelacht getschechert -ein Privileg war es und nur den gewissen Stammgästen vorbehalten hier Platz nehmen zu dürfen – ein Privileg auch für mich (vorerst) vom Nebentisch mit offenen Augen und Ohren das bunte Treiben zu beobachten:
Stommtisch
i ko net long sitzn
i ko net long ge
i ko net schwa hem
wos is des fia lem
des kreiz duad ma we
des is nimma sche
do vaget da des lochn
wos soi i nua mochn
zerst geh i amoi aufs heisl
don glei weiter ins stommbeisl
durt drink i mei seidl
und krotz mi am beidl
dauert nix san die richtign beinond
seavas griass eich küss di hond
do rinnt des bier do rennt da schme
duad ois glei nimmer so vü we
schoaf wa i a scho wieda
geht wos mausi? Kum setz di nida
probiern muas is scho des duat jo net we
wüsst net an schnops stodn kaffee?
kumts umma sezts eich zuwe auf di bonk
don erzö i eich an neichn schwonk
oba ned dazöds des da pipimaus
vom nochborshaus
woi
aus oim wos de gscheade head und siechd
mochts glei a büdl oder a gedicht!
© elke schmoelzer 2008